Nachgedacht

Impulse, Gedankenanstöße und Andachten zum Weitergeben und Selbstgenießen.

Wasser, Brot und Kreuz
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"Und er war allda bei dem HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte."               ~2 Mose 34:28

 

An dieser Stelle ist von Mose die Rede. Er erfüllt gerade eine seiner wichtigsten Aufgaben seines Lebens, denn er führt nicht nur Gottes Volk in die Freiheit und in das versprochene Land, er steht im direkten Kontakt mit Gott, darf sich IHM nähern wie kein anderer. In dieser Bibelstelle wird beschrieben, wie intensiv der Kontakt zu Gott war.

Mose war konzentriert im Dialog mit Gott. Er bekam die 10 Gebote, die wir immer noch kennen, diktiert. So tief in Gedanken und im Gespräch war er, dass er nichts aß und nichts trank, die ganze Zeit über.

Diese Dauer von 40 Tagen scheint uns heute unmöglich auszuhalten, und ich kann mir kaum vorstellen, wie das möglich war. Deswegen habe ich bisschen recherchiert: manche Deutungen heute beschreiben, dass die direkte Nähe zu Gott Mose (und auch Jesus, er fastet 40 Tage ohne Brot und Wasser, s. Lukas 4) den Körper am Leben hält – ein Gefühl von Hunger hat man wohl, aber man überlebt ganz gut.

Die Fastenzeit, wie sie heute gelebt wird, ist zum Glück bei weitem nicht so extrem. Trotzdem können wir uns den Kern des Fastens in die heutige Zeit mitnehmen! Den engen und direkten Kontakt zu Gott, zu Jesus, zum heiligen Geist. Das tägliche Gebet, in dem wir uns IHM anvertrauen können.

Die Fastenzeit vor Ostern soll uns an die Leidenszeit Jesu erinnern und uns ein Stück weit helfen, uns in ihn hineinzuversetzen. In den symbolisch letzten 40 Tagen vor seinem Sterben und seiner Auferstehung denken wir an seine Angst, die Unruhen in der Bevölkerung, Jesu Verhaftung, seinen Weg nach Golgotha und die Kreuzigung. Erst am Ostersonntag können wir aufatmen, uns über den HERRN freuen.

Dieses Leid in der Zeit bis zum Passions-Happyend können wir nur bedingt nachvollziehen, aber der Verzicht auf etwas, was uns lieb ist, bringt uns zumindest in eine ähnliche Gefühlslage und hilft uns, noch fokussierter im Gebet zu sein.

Also, schlagt euch wacker! Freut euch, weil ihr Hoffnung habt, bleibt standhaft in Bedrängnis, seid andauernd im Gebet!

~Yvonne Meier

Brennende Funken in grauer Asche

"Liebe ist nicht abstrakt,

hat Fleisch und Blut

Hände und Augen,

möchte Rücken heilen,

Tränen in Kristalle verwandeln,

Höhlen mit Lachen erfüllen…

Lieb weckt Liebe, flüstert aus Lippen Unsagbares,

tastet sich unter die Haut,

sucht brennende Funken in Grauer Asche.

               Eines Tages muss er sie geweckt haben-

               Man sagt, er sei die Liebe-

               Seitdem suche ich in jedem Auge

               Nach Perlen des Herzens,

               Streiche die Zärtlichkeit

               Aus weicher Haut,

               wiege den Tanz aus den Hüften,

               küsse das Leben aus den Steinen,

               singe den Atem hinein in den Nebel

               und vertraue der Erde, aus hartem Kern

               flüsternde Bäume wachsen zu lassen… "

 

Ich habe dieses Gedicht in einem Buch im Saarland gefunden, „Es gibt Zeiten, da möchte ich auf einer Insel wohnen – meditatives Strandgut zwischen Himmel und Erde“ von Kurt Weigel.

Sowohl der Fundort im Saarland als auch jeder Text, den ich in und um dieses Buch gefunden habe, haben mich verzaubert. Inspiriert. Zum Träumen, aber auch zum Handeln gebracht.

In Worten, Melodien, in bunten und warmen Farben, in schönen Klängen, Zärtlichkeiten, Tanz und überschwänglichem Lachen, in so vielem fühle ich mich wohl, bin ich lebendig, weiß ich, dass ich geliebt bin. Nicht nur von den Menschen, die mit mir auf dem Weg sind und all diese Momente mit mir teilen, sondern auch von Gott. Er selbst sagt von sich „Ich bin die Liebe. Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ – Joh 4,16

Er lässt uns neugierig werden auf die Alltagsgeheimnisse, wünscht sich, dass wir all das erleben können und mit einander und mit ihm teilen. Er kam auf die Erde, wurde Fleisch und Blut und lebte ein Stück mit hier auf der Erde. Hat erquickende Wasserbäche genossen, fröhliche Feste gefeiert, er hat geheilt, geliebt, gehofft und in jedem Menschen das Gute gesucht. Mach dich gerne auf die Suche nach ihm und all seinen kleinen Geschenken an dich. Inspiration und eine kleine weitere Anregung findest du auf der „Rückseite“.

„Wer mich sucht und findet, der findet das Leben und wird Gottes Liebe spüren“ – nach Sprüche 8,35

 

von Yvonne Meier

Frau zieht fröhlich ins Weite
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Geh aus, mein Herz und suche Freud!

Das klingt eigentlich ein bisschen komisch, in unserem Sprachgebrauch und in unserem Alter nutzen wir solche Worte nur selten.

Es ist eine Zeile aus einem alten Kirchenlied. Paul Gerhardt es geschrieben in einer Zeit, in der Freude und gute Laune, Sicherheit und Wohlstand bei weitem nicht greifbar war... die Ländereien, die heute Deutschland formen, kamen gerade aus dem dreißigjährigen Krieg, Menschen trauerten um gefallene Freunde, Väter, Brüder, Männer und Söhne, und räumten den Schutt auf die Seite. Paul Gerhardt ist während dieses Krieges aufgewachsen, diese Bilder der Zerstörung haben sich sicherlich tief bei ihm eingeprägt.

Geh aus, mein Herz und suche Freud!

Wir sind bei weitem nicht in einer Kriegssituation, und doch... manchmal kommt es mir so vor, als müssten wir uns ganz aktiv auf die Suche machen nach Dingen, die uns Freude bereiten. Vielleicht gerade jetzt, in diesen Zeiten von Abstand und Einsamkeit, von fehlender Umarmung, von Nähe etwas suchen, was uns gute Laune beschert...

Normalerweise suche ich ja nur die Dinge, die ich mal verlegt oder verloren habe. Zählt da Freude als verloren? Und wo fange ich zu suchen an? 

Paul Gerhardt schreibt in diesen ersten Liedzeilen sowas wie eine Motivationsrede. An sich selbst, an jeden, der das Lied singt, und genau an dich vor deinem Rechner. Und in heutigen Worten könnte er sagen und meinen:  

Auf, mein Herz, komm! Es hilft nichts, wenn du deine trüben Gedanken immer und immer wiederholst. Geh raus, schau dich um, beweg Herz und Sinne! Die Welt ist so wunderschön! Schau dir die ganze Schöpfung an, mit all ihren Wundern! (Dazu schreibt unser gute Paul mehr als 12 Strophen, das war ihm sichtlich wichtig). 

Sicher, die Freude lässt sich nicht einfach anknipsen mit einem Schalter. Aber du könntest sie suchen. Und vielleicht lässt sie sich finden! "Komm raus aus deiner Höhle, steck mich mit deiner Freude an!", könnte man sagen. Und vielleicht findet ihr in den Liedzeilen von Paul Gerhardt Inspirationen für Aktivitäten, die auch jetzt während Corona funktionieren. Auf der "Rückseite" findet ihr Paul-Gerhardt- angelehnte Draußen- Aktivitäten :) 

Und bevor du jetzt weiter auf der Website herumklickst oder gleich die Wälder im Fichtelgebirge stürmst, gebe ich dir noch ein Gebet mit auf den Weg:

Lieber Gott, ich freue mich auf den Tag. 

Ich lebe gern. Das will ich dir sagen. So geht es heute nicht allen. Darum gib mir strahlende Augen, hilfreiche Hände, aufmerksame Ohren, wärmende Worte, behutsames Schweigen, einen Blick für das, was zwischen den Zeilen steht, und eine ansteckende Fröhlichkeit.

Lass mich den Menschen heute und in der kommenden Zeit ein Lächeln und echte Freude schenken können. Und lass unsere Suche nach Freude kleine Erfolge feiern.

Scheine mir ein klares Gedächtnis für mein Wohlgefühl heute,
damit ich mich erinnere, wenn ich selbst mal elend bin. Zwischen Licht und Dunkel wandern wir alle zu dir hin.

Du hast mich zu deinem Kind gemacht. Ich bin dein Herzensmensch. Ja, Du, der da war und der bei mir ist, und der mich nicht verlässt, der mich trägt, mit mir weint, der mir die strahlende Freude schenkt. Du bist groß.

Mit dieser Gewissheit bitte ich: rufe DU in mein Herz, fordere mich auf:

Geh aus, mein Herzenskind und suche Freude! Jetzt. Heute. Und alle Tage deines Lebens. 

Amen.

 

von Yvonne Meier

Staßenlaterne im Sonnenaufgang
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Allem Anfang wohnt ein Zauber inne

Ich mag es, früh aufzustehen und rauszugehen. Gerade jetzt im Herbst und Winter, wo es morgens noch dunkel und neblig ist, aber der neue Tag schon greifbar. Ich mag es, dem Sonnenaufgang entgegenzulaufen, wenn ich in die Arbeit oder in die Schule gehe. Die Minuten, in denen sich die Sonne in den Tag kämpft, haben für mich etwas Magisches. Im Schein der Straßenlaternen bahne ich mir den Weg durch die noch dunklen Straßen und ein kleines Wäldchen. Mit jedem Schritt merke ich, wie es heller wird. Der Himmel verfärbt sich von einem dunklen grau, und ein leichter Rosaton steht über mir.

Und dann sehe ich ein Zusammenspiel, das mir jedes Mal wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Jeden Tag bin ich dankbar für die Beleuchtung meines Weges. Die Straßenlaternen geben mir Sicherheit und Orientierung. Es wird heller, der Himmel färbt sich kräftiger rosa und beginnt zu strahlen. Und gerade war ich noch froh über die Beleuchtung des Weges als ich beobachte, wie die Straßenlaternen ausgehen. Den ganzen Weg entlang wird das Licht ausgeknipst. Und jedes Mal in genau diesem Moment streckt die Sonne die ersten Strahlen in den Tag. Das künstliche Licht ist aus, der Tag ist da, der Himmel strahlt leuchtend bunt in Pink und Rot.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ kommt mir dann im Moment oft in den Sinn, wenn ich morgens in die Arbeit laufe. Und es stimmt.

Denk mal darüber nach, wie euphorisch Du bei einer neuen Jeans bist, die du zum ersten Mal trägst, bei einem neuen Schulfach, auf das du dich freust, bei einem neuen Game, das in deinen Besitz gewandert ist. Zu Beginn ist alles etwas ganz Besonderes. „Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Jeder einzelne Tag beginnt mit einem magischen Zusammenspiel aus Nacht und den ersten Sonnenstrahlen. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“- auch im alltäglichen Sonnenaufgang. Der Zauber des Lichtes, das die Erde erhellt.

Jetzt am Ende des Jahres, während der dunklen Tage, warten wir nicht nur sehnsüchtig darauf, dass die Sonne aufgeht. Wir stecken mitten in der Adventszeit. Advent heißt übersetzt „Ankunft“. Es ist die Zeit des Wartens auf Christus. Um die Zeit bis dahin zu erhellen, zünden wir die Kerzen auf dem Adventskranz an, hängen Lichterketten auf und laufen durch geschmückte und erleuchtete Straßen. Jetzt im Dezember warte ich sehnsüchtig darauf, dass morgens die Sonne aufgeht, und ich warte auf den, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das ewige Leben haben.“ ~Johannes 8,12. Und weißt Du was? ER wird kommen. So wie wir uns sicher sein können, dass morgens die Sonne aufgeht und es hell wird, dürfen wir darauf vertrauen: ER wird kommen.

- Yvonne Meier

 

 

Blumen zu Fabis Beerdigung
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Nachgedacht habe ich in der letzten Woche sehr viel. Am Montag hat mich meine Mutter angeschrieben. Wenn ich Zeit habe, soll ich sie anrufen, es sei wichtig. Am Telefon dann die Frage: „Hast du schon die Nachricht aus Marktredwitz gehört?“ -Stille- „Weil, also. Fabi lebt nicht mehr.“ Ich schweige. Ich kann diese Worte nicht verstehen. Dieser Satz macht keinen Sinn. Sie sagt weiter: „Am Donnerstag ist die Beerdigung. Wirst du kommen? Ich kann dich am Bahnhof abholen.“ Ich stimme zu. Donnerstag sitze ich im Zug nach Marktredwitz.

Zwischen dem Telefonat am Montag und der Zugfahrt habe ich viel nachgedacht. Über Fabi. Über seinen Entschluss. Über die EJ Fichtelgebirge und über diesen Tropfer. Denn der Tropfer steht unter dem Themenwunsch von Fabi. Rituale. In der Planung des Tropfers haben wir über Morgen- und Abendrituale gesprochen, Geburtstage und Weihnachtstraditionen, darüber, dass sonntags zum Frühstück immer jemand Brötchen holen fährt. Über Ursprünge und Geschichte von Ritualen und ihren Nutzen. Rituale geben Sicherheit. Sie sind eingeübt und gewohnt und laufen immer gleich ab. Sie sind vertraut. Rituale sind verlässlich.

Mein Fokus hat sich nach dem Anruf am Montag verschoben. Statt dem Sinnbild der Sonntagsbrötchen ziehen Beerdigungsrituale durch meinen Kopf. Vom Aussuchen der Blumen in der Gärtnerei, dem Bügeln der Bluse, dem Packen der Handtasche. Diesmal: eine Packung Taschentücher und Fisherman´s Friend. Als ich die Packung sehe, muss ich lächeln. Und schlucken. Fabi hatte sie eine Zeitlang immer bei sich. In der Hemdtasche, im Federmäppchen. In Sitzungen griff er oft danach und steckte sich einen Drops in den Mund. Er schwieg dann kurz und ließ den Minzgeschmack in seinem Mund Raum einnehmen. Heute nehme ich einen Bonbon in den Mund und lege die Packung in meine Handtasche. Ich steige in den Zug und fahre los. Angekommen auf dem Friedhof sehe ich lauter bekannte Gesichter. Gerötete Augen. Mitfühlendes Lächeln. Gemeinsam trösten wir uns.

Die Trauerfeier war würdevoll. Sie war lebendig und dankbar und sie wurde Fabi sehr gerecht. Das Bild nebenan kommt von diesem Tag. Es sind besagte Blumen aus der Gärtnerei. Ausgesucht, wie immer bei einer Beerdigung. Ein Ritual. Und diese Blumen wurden ins Grab hinzugelegt. Auch ein Ritual. Fabi wurde geehrt und gesegnet.

Das für mich das wichtigste Ritual überhaupt. Segen.

Segen steht am Ende jedes Gottesdienstes, am Ende jeder Trauerfeier, in jeder Andacht. Der Segen und der Zuspruch Gottes steht immer über Dir. Ob Du wach bist oder schläfst, gehst oder stehst, du bist immer geliebt und gesegnet. Gott spricht dir das zu im Psalm 139. Vers 5 steht: „Von allen Seiten umgibst DU mich und hältst deine schützende Hand über mir.“ Diese Worte darfst du glauben. Sie sind ein Versprechen an dich und werden mit jedem Segen bestärkt.

 

Yvonne Meier

das alte Liederbuch
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Pfingsten

Ich habe in einer Kramkiste ein uraltes Buch gefunden. Ich habe es mitgenommen und zuhause angefangen, darin zu blättern. Es ist ein evangelisches Gesangbuch, aber der Vorgänger von dem jetzigen, dicken dunkelblauem. Dieses grüne Buch mit den dünnen Seiten wurde in den 1970ern gedruckt und ist für mich eine wahre Schatzkiste an Texten und Melodien. Darin ist zum Beispiel ein Lied zu Pfingsten, mit dem sich Luther 1524 beschäftigt hat:

„Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, besuch das Herz der Menschen dein, mit Gnaden sie füll, denn du weißt, dass sie dein Geschöpfe sein.

Zünd uns ein Licht an im Verstand, gib uns ins Herz der Liebe Glut, das schwach Fleisch in uns, dir bekannt, erhalt fest dein Kraft und Gunst.“

Was so hochgestochen und altbacken klingt, ist eine wunderbare Bitte um Segen und Kraft. Es geht darum, Gott zu spüren. Seine Liebe und seinen Trost, seine Lebendigkeit und alle Frische, die er uns, seinen Kindern und Geschöpfen, entgegenbringen kann. Gerade an Pfingsten erinnern wir uns, dass wir mit Gott verbunden sind. Mit dem Heiligen Geist hat er damals die Jünger mit neuer Lebensfreue erfüllt und sie beauftragt, von Gott, Jesus und seinen Wundern zu berichten. Die Jünger haben für Jesus gebrannt, sie waren erfüllt von der glühenden Liebe des Geistes. Ich stelle mir vor, wie sie gestrahlt und geleuchtet haben vor Begeisterung, als sie hinausgezogen sind in alle Welt und verkündigten.

Lasst euch von der Begeisterung der Jünger anstecken und tragt sein Licht weiter!

 

Yvonne Meier